Olivenbäume pflanzen – Politik machen!

Der Olivenbaum ist ein wunderschöner Baum. Er ist relativ klein, knorrig gewachsen und hat lange schmale Blätter die im Sonnenlicht silbrig glänzen. Der Olivenbaum ist seit jeher ein Symbol des Friedens. Als Noah während der Sintflut eine Taube losschickte, um nach Land Ausschau zu halten, kehrte sie mit einem Olivenzweig im Schnabel zurück.

Olivenbäume wachsen sehr langsam und brauchen 7 Jahre bis sie zum ersten Mal Früchte tragen. Gemessen an ihrer Lebenszeit ist das allerdings ein sehr kurzer Zeitraum, denn Olivenbäume können mehrere hundert Jahre alt werden. Im Garten Getsemani am Fuße des Ölbergs in Jerusalem stehen die ältesten Olivenbäume der Welt. Kurz vor seiner Kreuzigung soll Jesus unter diesen Olivenbäumen gebetet haben. Auch wenn ein uralter Olivenbaum schon tot erscheint sollte man ihn noch nicht ganz aufgeben denn sehr wahrscheinlich treibt er wieder aus. Olivenbäume sind sehr resistente und pflegeleichte Bäume. Sie müssen nur einmal im Jahr, im Frühling beschnitten werden und können sehr große Hitze ertragen. Sie schlagen ihre Wurzeln auch in sehr steinigen, kargen, trockenen Boden und geben sich mit sehr wenig Wasser zufrieden.
In Palästina ist der Olivenbaum schon seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. beheimatet und wird seit jeher als Nutzpflanze kultiviert. Für viele Menschen in Palästina stellt der Olivenbaum die Lebensgrundlage dar und sichert das finanzielle Einkommen der Familie. Die kleinen und großen, dicken und dünnen, grünen, braunen und schwarzen Oliven werden in verschiedenen Varianten eingelegt und so essbar und haltbar gemacht. Anschließend werden sie verkauft und in Brot, Quarkspeisen, Salaten und Saucen verarbeitet. Aus Oliven kann aber auch das wertvolle Olivenöl gewonnen werden. Es wird meist von den Frauen nach alter Tradition kaltgepresst und dann in großen Kanistern auf dem Markt verkauft. Das Olivenöl ist jedoch nicht nur zur Zubereitung und Verfeinerung von Speisen geeignet, es wird aufgrund seiner besonderen Inhaltsstoffe auch zur Herstellung von Kosmetik- und Körperpflegeprodukten verwendet. Es gibt unzählige Seifen, Cremes, Lotionen und Peelings die mit Olivenöl angereichert sind und damit werben ein Austrocknen der Haut zu verhindern. Ebenfalls sehr begehrt ist das Holz des Olivenbaumes. Seine einzigartige Struktur und Musterung, seine Stabilität und Widerstandsfähigkeit zeichnen ihn aus. Aus Olivenholz werden hübsche, kleine Holzfiguren, nützliche Gebrauchsgegenstände und schöne, meist teure Möbel hergestellt.

Durch den Bau der israelischen Sicherheitsanlagen wurden unzählige palästinensische Olivenhaine zerstört. Wo früher uralte Olivenbäume wuchsen, stehen heute Siedlungen, Mauern, Wachtürme und Checkpoints. Es wurden aber nicht nur unzählige Olivenbäume entwurzelt und gefällt, es wurde auch palästinensisches Agrarland geraubt. Viele Olivenbauern leben mit ihren Familien in ihren Häusern in den Dörfern und Städten. Ihre Ländereien befinden sich jedoch außerhalb der Stadt, dazwischen verläuft der Sicherheitsstreifen. Sie sind somit von ihren Feldern abgeschnitten. In Bezug auf die Verwaltung und Besitzregelung von Agrarland geht das israelische Recht in Teilen auf das osmanische Landgesetz von 1858 zurück. Dieses Recht sieht vor, dass Land welches 3 Jahre lang nicht bewirtschaftet wurde automatisch an den Staat Israel übergeht. Da viele Bauern aber Sondergenehmigungen brauchen um auf die andere Seite der Sicherheitsanlagen zu gelangen ist es sehr schwierig für sie nachzuweisen, dass ein Feld ihnen gehört und noch schwieriger eine Genehmigung zu bekommen, dieses auch zu bewirtschaften. Vielen Familien droht somit die automatisierte Enteignung, der Verlust des Eigentums und damit einhergehend die Bedrohung der Existenz durch fehlendes Einkommen. Es gibt jedoch auch Olivenbauern, deren Ländereien noch existieren und die auch Zugang zu diesen haben. Einige haben trotzdem große Probleme ihr Agrarland zu bewirtschaften weil ihre Felder unmittelbar an jüdische Siedlungen, israelische Sicherheitsanlagen oder Außenposten des Militärs angrenzen. Einige Bauern klagen immer wieder darüber, dass sie zwar ihre Felder erreichen, dort jedoch von Siedlern oder Soldaten daran gehindert werden diese zu bewirtschaften. Manche werden unter Androhung von Strafen des Ortes verwiesen, andere einfach vertrieben oder mit Tränengas beschossen. Es gibt jedoch auch Landwirte, die vorerst nicht daran gehindert werden ihre Felder zu bewirtschaften. Oftmals erleben sie eine böse Überraschung wenn sie das nächste Mal zu ihren Feldern kommen. Die Aussaat wurde zerstört, junge Pflanzen entwurzelt, die Ernte vernichtet.

Die „Joint Advocacy Initiative“ (YMCA) hat 2008 die „Keep-Hope-Alive-Kampagnen“ initiiert. Jeden Frühling findet das „Olive-Planting“ statt und jeden Herbst das „Olive-Picking“. Mit Hilfe von internationalen Gruppen werden Olivenbäume gepflanzt und Oliven geerntet.
Bauern, die immer wieder Probleme dabei haben ihre Felder zu bewirtschaften, können bei der „Joint Advocacy Initiative“ um Unterstützung bitten. Die Olivenbäume werden ebenfalls von internationalen Partnern gespendet und anschließend von den Landwirten in Kooperation mit den internationalen Gruppen gepflanzt. Trotz der internationalen Präsenz auf den Feldern sind meist auch israelische Siedler und Militärs anwesend. Das Geschehen wird genauestens beobachtet und jeder Standortwechsel begleitet. Zu Auseinandersetzungen kommt es jedoch selten, weil es natürlich schwieriger ist gegen internationale Aktivisten vorzugehen. Ziel der Kampagnen ist es die Ländereinen der palästinensischen Bauern vor Enteignung zu schützen und damit den Besitz und das Einkommen der Familien zu sichern. Für viele Bauern wäre es ohne die internationale Unterstützung nicht mehr möglich ihre Felder zu bewirtschaften. Ihr Land würde früher oder später der israelischen Konfiskation zum Opfer fallen. Am Ende des „Olive-Planting“ werden auf den jeweiligen Feldern Tafeln aufgestellt auf denen die Spender der Bäume und die Gruppen aufgelistet sind. Einerseits um sich bei den Spendern und den Helfern für die Unterstützung zu bedanken, andererseits um anschließenden Zerstörungen durch Siedler vorzubeugen. Leider kommt es trotzdem vor, dass Felder, die von internationalen Gruppen bepflanzt wurden, anschließend wieder zerstört wurden.

Olive-Tree-PlantingOlive-Tree-Planting

„Keep Hope Alive“ – Hoffnung pflanzen!

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