— Kaffee kochen und kopieren?! — Von wegen!!

Einen kleinen Einblick in Kathys Arbeit auf nationaler Ebene habe ich bekommen, als ich einige Tage damit verbrachte die Form des 60-seitigen Abschlussberichts einer Studie zu überarbeiten, die zwischen 2013 und 2015 von der FES Zambia in Kooperation mit der sambischen Nationalversammlung (Parlament) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) durchgeführt wurde. Übergeordnetes Ziel der Studie war die Überwachung der Qualität der Workshops, die landesweit von der FES Zambia durchgeführt werden um Wahlbezirksmitarbeiter in den verschiedenen Provinzen zu schulen. Mit einem standardisierten Fragebogen wurden insgesamt 242 Wahlbezirksmitarbeiter dazu befragt, wie sie ihr Wissen zu den Themen Konzept der Regierung, Sambias Parlament, Verwaltung des Parlaments, Reformen des sambischen Parlaments, Funktionen des Parlaments und  der Rolle von parlamentarischen Wahlbezirksmitarbeitern einschätzen. Durch die Befragung sollte eine Erkenntnis darüber gewonnen werden, inwiefern die Workshops Wirkung zeigen und wie die Selbsteinschätzung der Wahlkreismitarbeiter in Bezug auf ihre persönliche Kompetenz ausfällt. Unter dem Titel „Strengthening of Parliamentary Control in Zambia“ fasst der Abschlussbericht die wichtigsten Erkenntnisse der Studie zusammen, unterstreicht Erfolge, deckt jedoch auch Mängel der Arbeit auf und verweist auf Verbesserungsvorschläge für die Zukunft.
Meiner Einschätzung nach entsprechen sowohl Studie als auch Abschlussbericht inhaltlich wissenschaftlichen Standards, die Formatierung folgte jedoch eher einer „sambischen Logik“, sodass ich knapp drei Tage damit verbrachte Text, Tabellen und Grafiken dem Standard anzupassen, der an deutschen Universitäten gelehrt wird.

Ebenfalls in Kathys Arbeitsbereich fiel die Teilnahme an einer zweitägigen Konferenz im Ballsaal des Radisson Blu Hotels. Auf Einladung des Finanzministeriums in Kooperation mit der Civil Society for Poverty Reduction (CSPR) trafen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu einem nationalen Symposium zum Thema Sustainable Development. Ziel der Konferenz war es, eine Plattform für die Artikulation von Interessen zu schaffen, die unterschiedlichen Positionen zu diskutieren, relevante Akteure zu vernetzen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, die dem Motto „The Zambia we want towards Vision 2030“ folgen.

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Die Redner widmeten sich allen erdenklichen Themen aus dem Bereich Entwicklung: Einer Reform des Bildungs- und Gesundheitssystems, HIV/Aids, nachhaltigem Umweltschutz, flächendeckender Wasserversorgung, sozialer Ungleichheit, Jugendarbeitslosigkeit, Armutsreduzierung, administrativer Dezentralisierung, Korruption und einer neuen politischen Strategie des Schuldenmanagements. Weitere Anliegen waren die Industrialisierung der Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, eine neue Besteuerung der Minen, die Diversifizierung der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zudem wurden das de facto Scheitern der Millennium Development Goals (MDGs) in Sambia und die Post-MDG-Agenda, die Sustainable Development Goals (SDGs), diskutiert sowie eine verstärkte Einbeziehung der Hauptinteressengruppen (Kinder, Jugendliche, Frauen, Behinderte, Senioren, Bauern) in politische Entscheidungen gefordert.

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Da Helmut und Daniel zum Zeitpunkt der Konferenz, durch die Vorbereitungen für eine Tagung in Madagaskar, sehr eingespannt waren und Kathy gerade eine Woche Urlaub hatte, wurde mir die Aufgabe zugetragen der Konferenz beizuwohnen und – trotz Neuankömmlings- und Praktikantenstatus – die Stiftung zu vertreten. Obwohl ich mir fleißig Notizen gemacht habe, werde ich wohl nur einen kleinen Prozentsatz der Fülle an Informationen im Gedächtnis behalten können. Dennoch war es für mich persönlich mehr als ein Segen, schon in der zweiten Woche meines Aufenthalts in Sambia, an einer Konferenz teilnehmen zu können, die mir einen Überblick über landesspezifische Themen, Strategien zur Problemlösung und zentrale Institutionen gab.

Eines der Projektziele der länderübergreifenden Arbeit von Daniel ist die Vernetzung einer regionalen Fachöffentlichkeit aus dem Fachbereich Social Protection. Das Menschenrecht auf Soziale Sicherheit wird als allgemeingültiger und vollumfänglicher Schutz der gesamten Bevölkerung vor sozialen Risiken verstanden. In einer Minimaldefinition der International Labour Organization (ILO) soll der Staat den Zugang zum Gesundheitssystem, Mutterschutz, Arbeitslosenversicherung und Einkommenssicherheit für Kinder, Behinderte, Senioren und Hinterbliebene gewährleisten.
In diesem Zusammenhang wurde im Jahr 2012 die Webseite www.saspen.org (Southern African Social Protection Experts Network) erstellt, die als Plattform für Fachbeamte, Wissenschaftler und zivilgesellschaftliche Akteure dienen soll, um Erfahrungen auszutauschen und Informationen zum Thema Soziale Sicherheit öffentlich zugänglich zu machen. Wie alle Praktikanten vor mir werde ab jetzt ich mit relevanten Publikationen, Artikeln, Veranstaltungstipps und anderen Hinweisen versorgt und werde in den kommenden Monaten für die Blogposts auf der Webseite verantwortlich sein.

Die größte und – für mich persönlich – spannendste Aufgabe in den nächsten Wochen wird die Organisation einer internationalen Konferenz zum Thema Soziale Sicherheit sein. Vom 19. Bis zum 21. Oktober wird in Johannesburg (Südafrika) die SASPEN Jahreskonferenz mit dem Titel Sustainability of Social Protection in the SADC: Economic Returns, Political Will and Fiscal Space“ stattfinden. Während der thematische Schwerpunkt im Jahr 2013 auf der Ausweitung von sozialen Sicherungssystemen auf informelle Beschäftigungsverhältnisse lag und 2014 soziale Sicherheit für Migranten im Fokus der Debatten stand, sollen sich die Präsentationen dieses Jahr den Themen Gesamtwirtschaftlicher Nutzen von Investitionen in soziale Sicherheit, Produktivitätssteigerungen durch soziale Sicherheit, Politische Nachhaltigkeit von Sozialversicherungssystemen und Finanzierung von Sozialversicherungsprogrammen widmen. Kurzum soll den Fragen nachgegangen werden: Welche Faktoren machen soziale Sicherungssysteme nachhaltig? Was für eine Rolle spielen Sozialversicherungssysteme in einer nachhaltigen Entwicklung? Wie können die Regierungen im südlichen Afrika ihr volles Potenzial ausschöpfen?
Zur Konferenz werden etwa 200 Teilnehmer aus Politik, Öffentlichem Dienst, Privatwirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und von Internationalen Organisationen erwartet. Ziel der Konferenz ist es, den Dialog zwischen Regierungsvertretern, Unternehmensführern, Sozialversicherungen und Entwicklungspartnern zu intensivieren, um Reformen im Bereich Social Protection voranzutreiben. Mittelfristig sollen nationale Gesetzesentwürfe die internationalen Standards erfüllen, die von der International Labour Organization (ILO), der World Bank, der African Union (AU) und den United Nations (UN) als Rahmenbedingungen festgelegt wurden.
In den kommenden Wochen werde ich von Daniel sowohl in die inhaltliche als auch in die organisatorische Vorbereitung der Konferenz eingebunden werden … UND … – zu meiner großen Freude – … Mitte Oktober für eine knappe Woche mit nach Johannesburg fliegen.

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