Wie aus Plänen andere Pläne werden…

Von Jerusalem sollte es mit dem Bus nach Tiberias gehen. Doch vorher musste ich eine volle Stunde zwischen Abgasen, Zigarettenrauch und quengelnden Kindern in der Warteschlange an Bus-Gleis 20 verbringen. Nachdem drei volle Reisebusse schon auf dem Weg nach Tiberias waren stand ich immer noch in der Schlange. Mit viel Gedrängel, Geschubse und Ellenbogeneinsatz habe ich es schließlich in den vierten Bus geschafft, allerdings als eine der letzten. Da es in Israel keine rechtliche Begrenzung für die Anzahl an Fahrgästen in einem Reisebus gibt, werden nicht so viele Passagiere hinein gelassen, wie es Sitzplätze gibt, sondern so viele, wie eben hinein passen. Das Resultat war, dass ich mir die Treppe am Hintereingang des Busses mit zwei anderen Reisenden teilte. Nach vorne hatte ich den wunderschönen Ausblick auf die Tür des Busses, rechts hatte ich einen Schuh in den Rippen und links bohrte sich der Gewehrlauf der M16 eines Soldaten in meine Schulter. Der Beginn meiner Rundreise könnte schöner nicht sein!
Wahrscheinlich war es die Kombination aus den Unannehmlichkeiten dieser Busfahrt, meinem Heimweh nach dem palästinensischen Lebensgefühl und der arabischen Musik auf meinem MP3-Player, die mich dazu verleitete bei einem Zwischenstopp in Afula einfach aus dem Bus auszusteigen und mein komplettes Reiseprogramm umzuschmeißen. Next Stop: Jenin! Ein Blick auf die Karte bestätigte meine neuen Pläne, denn die Distanz zwischen Afula und Jenin beträgt lediglich 18Km. Doch Afula liegt in Israel, Jenin in Palästina. Das bedeutet, dass ich meist in ratlose Gesichter geblickt habe, wenn ich nach den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Jenin gefragt habe. „Was will sie denn da? Ist sie lebensmüde?“ Schließlich habe ich aber doch noch jemanden gefunden, der mir mehr als einen entgeisterten Blick zur Antwort geben konnte. Voller Vorfreude auf mein kleines Abenteurer stieg ich, gemeinsam mit einer Handvoll Soldaten, in den nächsten Bus zum Checkpoint „Jalame“…

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